Beim Fotoprojekt nehmen Jugendliche und junge Erwachsenen auf der Straße Fotos mit Einwegkameras von ihrem Alltag auf. Für ein Forschungsprojekt zu Kompetenzen 2011 wurden in Dresden, Benoni und Johannesburg insgesamt 70 Einwegkameras an die „Straßenkinder“ ausgeteilt, "vollgeknippst" eingesammelt, ausgedruckt und die Fotos mit den Fotografen (Straßenkindern) besprochen.

Die Methode der Fotoethnografie birgt für das Erforschen ihrer Lebenswelt viele Vorteile. Zum einen helfen visuelle Daten bei der genauen räumlichen, farblichen und perspektivischen Beschreibung der fremden Welt. Die Fotos werden begleitet von Feldnotizen, die fehlende Eindrücke, wie beispielsweise Akustisches, Gerüche, Atmosphäre oder über den Bildrand Hinausgehendes beschreiben sowie durch (narrative) Interviews, die Intention, Sinn und Bedeutung der Bildgegenstände und Bildgeschichte erfragen, ergänzt werden.

Der Umstand, dass nicht die Forschenden, sondern die Teilnehmer (Straßenkinder) des Forschungsfeldes als Experten ihrer Lebenswelt die Fotos aufnehmen, bietet eine gewisse Objektivität bei der Auswahl und Darstellung der Fotomotive, die die Forschenden als Außenstehender sicher anders wählen würden.

So entstehen „(…) von den Betroffenen eigene visuelle Einblicke in ihre Schicksale und Lebenssituationen“. (Quelle: H. Weber: Fotografie der Straße als Methode der Biographieforschung (2009), Seite 5)

Ethnografie bzw. Fotoethnografie bietet Einblicke in das Leben auf der Straße aus der Sicht der Jugendlichen selbst. Gleich wo das Fotoprojekt vorgestellt wurde, in Benoni, Johannesburg oder Dresden, die Jugendlichen waren von der Idee, sich und ihre Lebensweise zu dokumentieren, begeistert und nahmen gerne an der Untersuchung teil. Berichte über ähnliche Projekte in anderen Ländern beschreiben dasselbe Phänomen.

„Sich selbst zu fotografieren oder fotografiert zu werden, hieß, sich in ein Objekt zu verwandeln oder verwandelt zu werden und damit trotz aller Bedrohung das eigene Dagewesensein zu dokumentieren und zu sichern.“ (Quelle: H. Weber: Fotografie der Straße als Methode der Biographieforschung (2009), Seite 5)

Die Fotos aus Südafrika und Deutschland zeigen überdies, wie sich die jungen Menschen auf diesen Ebenen kompetent verhalten. Neben dem Effekt für die Forschung und die Weiterentwicklung der Straßenpädagogik machte es die jungen Menschen stolz, selbst und in eigenen Worten und Bildern von ihrem Leben und ihren Kompetenzen zu berichten und andere Lebenslagen von „Straßenkindern“ einer fremden Kultur im Austausch (Deutschland/Südafrika) kennen zu lernen. Zum Ende der (fotoethnografischen) Datenerhebungsphase im Mai 2010 lagen knapp 1.900 Fotos von Jugendlichen in Deutschland und Südafrika vor. 

 

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