Physik kennen wir meist als wenig lebensnahes und theoretisches Fach aus der Schule. Viele wählen es schnellstmöglich ab. Dass wir aber täglich physikalischen Phänomenen begegnen, uns mit ihnen im Alltag auseinander setzen, ist uns selten bewusst. So mag es erst recht verwundern, den Titel dieses Beitrags zu lesen.

Doch bereits in Lateinamerika, aber auch in Deutschland, wurden im Rahmen der Straßenkinderpädagogik physikalische Bildungsangebote auf der lebensnahen Straße umgesetzt. Die Angebote folgen besonderen didaktischen und methodischen Prinzipien und orientieren sich am Bildungsbedarf der benachteiligten Kinder und Jugendlichen.

„Die Bildungsangebote müssen speziell auf die Voraussetzungen und Bedürfnisse der Straßenkinder zugeschnitten sein, sie müssen ein Angebot darstellen, das die Straßenkinder gerne und freiwillig annehmen.“ (Quelle: aus: E. Breuer, M. Welzel: Physik für Straßenkinder ‒ ein Internationales Projekt mit wissenschaftlicher Begleitung, in: MNU, 59/2 (1.3.206), S. 80)

Das Prinzip der kindlichen Neugierde und Experimentierfreudigkeit wird unmittelbar angesprochen und Alltagszugänge zu naturwissenschaftlichen Phänomenen ermöglicht. Die Kinder erfahren physikalische Gesetzmäßigkeiten, finden selbstständig Erklärungen und lernen, sie sich spielerisch anzueignen. Mit benachteiligten Kindern und ihren Familien können Themen wie die vier Elemente physikalisch erarbeitet werden.

Zum Thema Wasser und Luft sollen Experimente mit den Kids durchgeführt werden:

  • Knatterbotte ins Wasser setzen und hinterfragen, woher der Antrieb kommt.
  • Propeller- und Solarboote bauen und auf einem Bach fahren lassen.
  • Handpropeller und Flugkörper aus Papier und Holz herstellen und zum Fliegen bringen u.v.m. Elektrizität und Antrieb können mit batteriebetriebenen Schaltkreisen im Kontaktladen mit jungen Menschen auf der Straße erfahren werden. 

Lernziele sind u.a. lebensweltorientiertes Lernen, Praxisnähe, Handlungs- und Produktorientierung, Erkennen physikalischer Phänomene und Entwicklung eigener Versuche zu lebensweltlichen Themen. Drei Grundprinzipien aus der Motivationspsychologie nach Deci und Rayn, die auch der physikdidaktischen Straßenpädagogik zugrunde liegen, werden bei der Umsetzung der Experimente befolgt: Kompetenzerlebnis sichern – Erfolg (Gelingen des Experimentes) sollte in 2 bis 5 Minuten eintreten; Selbstintentionalität fördern – „ich will es selbst lösen“; soziale Eingebundenheit gewähren – in vertrauten Gruppen experimentieren.